Selbstbewusstsein
Bildung, Coaching oder Therapie zur Förderung von Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen
Die Begriffe Selbstbewusstsein, Selbstsicherheit, Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl werden häufig synonym verwendet. Bei der Bearbeitung von Selbstzweifeln, Selbstunsicherheit, Minderwertigkeitsgefühlen, Ängsten, Hemmungen und Blockaden ist jedoch eine Differenzierung nötig, um wirksam weiterhelfen zu können.
Generell entwickeln wir im Rahmen der Entfaltung unserer Potentiale, Fähigkeiten und Neigungen ein Bewusstsein für uns selbst sowie Selbstsicherheit und Selbstvertrauen. Wenn die persönliche und fachliche Entfaltung durch innere und äußere Widerstände beeinträchtigt wird, kommt es in der Folge auch zu Beeinträchtigungen bei Selbstbewusstsein, Selbstsicherheit und Selbstvertrauen.
In diesem Fall können professionelle Hilfestellungen wie förderliche Bildungsmaßnahmen, Beratung, Coaching und in bestimmten Fällen auch Psychotherapie sehr hilfreich und nützlich sein, um die Hemmnisse und Hindernisse bei der persönlichen und fachlichen Entfaltung zu bearbeiten.
Hingegen ist das Selbstwertgefühl von den Beziehungserfahrungen in der Kindheit und vom Gefühl des geliebt und angenommen werdens abhängig. Deshalb ist bei der Bearbeitung einer Selbstwertproblematik eine Psychotherapie angezeigt.
Die Begriffe Selbstbewusstsein, Selbstsicherheit und Selbstvertrauen im Detail
Selbstbewusstsein und Selbstsicherheit
Selbstbewusstsein bedeutet, sich seiner selbst bewusst zu sein. Konkret geht es dabei um persönliche Eigenschaften, Persönlichkeitsmerkmale, Fähigkeiten, Fertigkeiten, Begabungen, Neigungen, Interessen und Bedürfnisse.
Die Selbstsicherheit ergibt sich daraus, dass sich das Individuum selbst sicher ist, diese (selbst) bewussten persönlichen Potentiale, Kompetenzen und Anliegen verwirklichen und in jeder Lebenslage umsetzen zu können. Sich selbst sicher sein bedeutet dabei, die Sicherheit aus sich selbst heraus zu erhalten, ohne die Bestätigung durch Bezugspersonen zu benötigen.
Selbstvertrauen
Können die eigenen Fähigkeiten in unterschiedlichen Lebenssituationen sicher und gelungen umgesetzt werden und damit die persönlichen Bedürfnisse zufriedenstellend erfüllt werden, entsteht Selbstvertrauen. Das Individuum vertraut darauf, mit den persönlichen, sozialen und fachlichen Kompetenzen gut durchs Leben zu kommen.
Gesundes Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen
Selbstbewusstsein, Selbstsicherheit und Selbstvertrauen hängen also maßgeblich von persönlichen Eigenschaften und Fähigkeiten sowie von deren tatsächlichen Verwirklichung ab. Dabei passt das psychisch gesunde Individuum die Anforderungen an sich selbst realistisch an das eigene Potential an. Durch das realistische Bewusstsein über tatsächlich bestehende Potentiale, Fähigkeiten und Fertigkeiten entsteht gesundes Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen.
Wenn die eigenen Kompetenzen durch ein übersteigertes Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen überschätzt werden, kommt es aufgrund der daraus entstehenden Probleme und Überforderungen häufig auch zu beruflichen Schwierigkeiten und zwischenmenschlichen Konflikten. Beruflich hat fast jeder Mensch schon einen Vorgesetzen oder Kollegen mit einer derartigen Problematik erlebt.
Ein übersteigertes Selbstvertrauen kann auch bei psychisch gesunden Menschen auftreten, um in Extrem- und Ausnahmesituationen eine Aufgabe bewältigen zu können. Meist ist die Ursache für die Selbstüberschätzung aber ein Selbstwertdefizit bzw. mangelndes Selbstwertgefühl.
Selbstwertgefühl
Das Selbstwertgefühl liegt viel tiefer in der menschlichen Seele, als das Selbstvertrauen. Im Grunde sollten wir uns selbst auch dann wertvoll und geliebt fühlen, wenn wir nicht viel können, wenn wir nicht superg'scheit sind, wenn wir keine Erfolge vorweisen können und wenn wir keinem Schönheitsideal entsprechen.
Fehlt es an Selbstwert, können besondere persönliche Eigenschaften, spezielle Qualifikationen, großartige Erfolge oder aufopfernde gesellschaftliche Engagements das Selbstwertgefühl beachtlich erhöhen. Die Betroffenen sind jedoch von diesen persönlichen Besonderheiten und Erfolgen abhängig, um sich wertvoll zu fühlen.
Außerdem kommt es bei dieser Selbstwertkompensierung häufig zu einem überhöhten Selbstwertgefühl oder einem Gefühl der Überlegenheit anderen gegenüber, was die Beziehungsgestaltung und das Beziehungserleben beeinträchtigen kann.
Wird das Selbstwertdefizit nur wenig bis gar nicht kompensiert, ist die Selbstwertproblematik sichbar. Diese Betroffenen werden von ihren Mitmenschen einerseits als schüchtern, unsicher und ängstlich und andererseits als zurückhaltend-bescheiden, sensibel und nett wahrgenommen.
Selbstzweifel
Ein Selbstwertdefizit oder mangelndes Selbstvertrauen darf nicht mit Selbstzweifeln verwechselt werden. Zweifel sind eine elementare Notwendigkeit für das erfolgreiche Vorankommmen im Leben und für Korrekturen auf dem eingeschlagenen Lebensweg. Ohne Selbstzweifel würden wir uns zu wenig auf neue Herausforderungen vorbereiten oder zu lange auf dem falschen Weg bleiben.
Die Zweifel an den eigenen Fähigkeit geben uns den Antrieb, das eigene Wissen und Können zu überprüfen und gegebenenfalls zu erweitern. Selbstzweifel hinsichtlich Beruf, Ausbildung, Beziehung, etc. motivieren zur nähren Auseinandersetzung mit den Entscheidungen und dem eingeschlagenen Lebensweg.
Bei Selbstzweifeln in Bezug auf die eigenen Fähigkeiten hilft das entsprechende Training oder Coaching weiter. Bei Zweifeln hinsichtlich eines eingeschlagenen Lebenswegs kann eine psychologische Beratung oder psychotherapeutische Unterstützung weiterhelfen.
Wenn es sich um wortwörtliche Selbstzweifel handelt, also Zweifel am eigenen Selbst, ist eine psychotherapeutische Selbsterfahrung die passende Begleitung, um das wahre Selbst zu finden. Auch bei übersteigerten und unbegründbaren Selbstzweifeln sollte eine Psychotherapie in Anspruch genommen werden, um den Hintergrund der Problematik—der meist in der Kindheit liegt—aufzudecken und zu bearbeiten.
Der Stellenwert von Bildung und Selbstverwirklichung bei der Entwicklung von Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen
In der modernen westlichen Gesellschaft sind allgemeine und individuelle Bildung sowie individuelle Selbstverwirklichung die Basis der persönlichen und gesellschaftlichen Entwicklung und Entfaltung. Der Individualismus bei Bildung und Selbstverwirklichung führt zu individuellem Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen.
Das Entwicklungspotential und dessen Verwirklichung muss nicht unbedingt akademischer oder beruflicher Natur sein, um sich selbstbewusst und selbstsicher zu fühlen. Praktisch jede Aufgabenstellung, jede künstlerische Entfaltung, jedes Hobby, jedes Interesse benötigt persönliche Eigenschaften, Fähigkeiten und Fertigkeiten, die das Individuum fordern und zu etwas Besonderem machen.
Bildung
Bildung ist der persönliche Prozess, sich ein Bild zu verschaffen von der Welt und sich selbst. Der Bildungsprozess beinhaltet das Sammeln von Erkenntnissen über Phänomene und Zusammenhänge, wobei versucht wird, diese zu verstehen oder zumindest ein Verständnis dafür zu gewinnen. Ziel ist, die gelungene Bildung für sich selbst und für die Gesellschaft zu nutzen.
Selbstverwirklichung
Individuelle Selbstverwirklichung bedeutet, sich die Freiheit zu nehmen, die persönlichen Eigenschaften und Fähigkeiten auszuprobieren und zu entfalten. Auf diese Weise werden weitere Erfahrungen mit sich selbst und der Welt gesammelt, was in der Folge zu weiterem persönlichen Wachstum führt.
Maßgeblich bei der Selbstverwirklichung ist einerseits das Bewusstsein über die eigene Identität (also das Selbstbewusstsein) und andererseits die innere und äußere Freiheit zur Selbstverwirklichung. Wurde in der Kindheit die Autonomie- und Identitätsentwicklung beeinträchtigt, kommt es meist zu Problemen bei der Selbstverwirklichung, die jedoch mit einer professionellen Unterstützung relativ leicht bearbeitet werden können.
Bei größeren Lebenszielen sollte besonders auf die Verwirklichung der wahren eigenen Potentiale, Interessen und Ziele geachtet werden, anstatt nach familiär oder gesellschaftlich erwünschten Idealen zu streben. Wichtig ist, für sich selbst die passenden Entfaltungsmöglichkeiten zu finden, um mit der Aufgabe freudevoll wachsen zu können.
Nicht selten ist deshalb vor der Umsetzung persönlicher, akademischer und beruflicher Ziele eine motivationale Klärung erforderlich, die im Rahmen der Ausbildung oder in einem Coaching erfolgen kann. Manchmal braucht es einen angeleiteten Selbsterfahrungsprozess in einer Psychotherapie, um die wahre eigene Identität und die wirklichen Ziele zu entdecken.
Persönlichkeitsentwicklung und Selbstvertrauen
Die Selbstverwirklichung der wahren eigenen Identität begünstigt die Selbsterfahrung, was wiederum mit Selbstbewusstsein verbunden ist, weil mit den persönlichen Erfahrungen das Bewusstsein über die persönlichen Eigenschaften, Potentiale und Fähigkeiten wächst. Durch diesen positiven Kreislauf entsteht persönliches Wachstum.
Mit der Selbstverwirklichung wird auch ein Beitrag zum Erhalt und Wachstum einer Gesellschaft geleistet. Zudem ermöglicht die Selbstverwirklichung im Rahmen gemeinsamer Ziele mit anderen Individuen die Verwirklichung größerer Projekte und das “über sich selbst hinauswachsen”.
Die Kombination aus Bildung und Selbstverwirklichung ist also Persönlichkeitsentwicklung sowie Schöpfung und Gestaltung betreffend der eigenen Person, der Gesellschaft und der Welt. Beim gesunden Menschen ergibt sich daraus das entsprechende Selbstvertrauen.
Was tun bei wenig Selbstvertrauen
Wer etwas gut kann und sich dessen selbst bewusst ist (also ohne vom Lob anderer abhängig zu sein) und sich außerdem sicher ist, diese Kompetenzen zuverlässig umsetzen zu können, ist im Allgemeinen selbstbewusst und selbstsicher.
Durch die wiederholte gelungene Umsetzung der eigenen Fähigkeiten und Fertigkeiten wächst zudem das Selbstvertrauen. Auch die Fähigkeit des Aufstehens und Weitermachens nach einem Scheitern stärkt das Selbstvertrauen.
Fachliche Kompetenzen aneignen und weiterentwickeln
Das individuelle fachliche, akademische und künstlerische Wachstum hat einen enormen Effekt auf Selbstbewusstsein, Selbstsicherheit und Selbstvertrauen, insbesondere wenn diese Aktivitäten mit guten Beziehungen und gelungener zwischenmenschlicher Kommunikation verbunden sind.
Nur Party feiern und mit Freunden herumhängen ist zwar auch super (ich habe das einige Jahre ausprobiert), aber mit der Zeit kommt beim gesunden Menschen das Gefühl auf, dass das Leben und die eigene Persönlichkeit mehr zu bieten haben. Dabei konnte ich an mir selbst beobachten, wie mit dem Stillstand der Entwicklung meiner fachlichen und künstlerischen Potentiale und dem Verfall meiner Fachkompetenz das Selbstvertrauen schrumpfte. Mit der Fortsetzung und Absolvierung meines Studiums und der Wiederaufnahme meiner künstlerischen Aktivitäten wurde dieser negative Trend wieder umgekehrt.
Schlüsselkompetenzen weiterentwickeln
Schlüsselkompetenzen sind elementare Fähigkeiten, Fertigkeiten und Persönlichkeitsmerkmale zur Bewältigung neuer Herausforderungen, zur sicheren Lösung schwieriger Problemstellungen und zum gelungenen sozial-kommunikativen Miteinander.
Gemeinsam mit der Fachkompetenz bilden sie die Grundlage für den akademischen, beruflichen und persönlichen Erfolg. Bei schulischen bzw. akademischen Problemen und zur Bewältigung besonders schwieriger Herausforderungen braucht es häufig eine gezielte Förderung und Weiterentwicklung der relevanten Schlüsselkompetenzen.
Psychotherapie zur Bearbeitung innerer Hemmnisse
Psychische Probleme und Entwicklungsdefizite können die Kompetenzentwicklung und Potentialentfaltung massiv behindern. In einer Psychotherapie wird die hemmende seelische Problematik professionell und nachhaltig bearbeitet, wodurch auch der Weg zur vollen Selbstverwirklichung frei gemacht wird, was wiederum das Selbstvertrauen stärkt.
Häufig ist das persönliche und akademische Vorankommen durch Angststörungen (z.B. Sozialphobie) gehemmt und auch Prüfungsängste und Selbstzweifel, die über das übliche Maß hinausgehen können ein Hemmnis für die Verwirklichung ersehnter persönlicher und beruflicher Ziele sein. Diese sogenannten neurotischen Störungen und die zugrunde liegenden inneren Konflikte sind mithilfe einer Psychotherapie relativ rasch und einfach zu lösen.
Besonders gehemmt sind Menschen mit einer selbstunsicheren Persönlichkeitsstörung. Symptomatisch sind hier ängstlich-vermeidendes Beziehungsverhalten sowie Minderwertigkeitsgefühle, die kaum kompensiert werden können. Dies hat jedoch den Vorteil, dass die tiefere Unsicherheit und Ängstlichkeit offensichtlich ist und deshalb auch leichter und direkter behandelt werden kann, als die narzisstische Selbstwertkompensierung bei einer ausgeprägten Selbstwertproblematik.
Was tun bei einer Selbstwertproblematik
Ein gefestigter, gesunder Selbstwert entsteht durch durch die guten Beziehungserfahrungen in der Kindheit, durch die gelungenen zwischenmenschlichen Beziehungen im Laufe des Lebens und durch das Bewusstsein der eigenen Liebesfähigkeit. Ich bin wertvoll, weil ich geliebt werde und lieben kann.
Bei mangelndem Selbstwert kann die Aneignung von Kenntnissen und Fertigkeiten und die Realisierung von Begabungen und Fähigkeiten das Selbstwertgefühl beträchtlich erhöhen und scheinbar sogar stabilisieren. Oft ist dabei eine extreme und exzessive Art der Selbstverwirklichung zu beobachten, die mit beachtlichen Leistungen und Erfolgen verbunden sein kann.
In der Tiefe der Seele ist die Selbstwertproblematik jedoch weiterhin präsent. Dadurch ist dieser kompensierte Selbstwert äußerst labil. Ein Scheitern bei persönlichen oder beruflichen Herausforderungen führt dann nicht nur zu Selbstzweifel und Verunsicherung, sondern häufig auch zu einem regelrechten Kollabieren des Selbstwertgefühls.
Entstehung, Ursachen und Bearbeitung
Die Entstehungsgeschichte eines gestörten Selbstwerts liegt fast immer in den ersten sechs Jahren der Kindheit und das Ausmaß sowie die Art der Selbstwertproblematik variiert je nach der erlebten Beziehungsproblematik. Je früher die Beziehungsstörung und je problematischer die Beziehungsdynamik war, desto massiver ist der Selbstwert beeinträchtigt und desto krisenreicher und anspruchsvoller ist die Therapie.
Meist waren die Bezugspersonen überfordert oder litten selbst an psychischen Problemen, wodurch das kleine Kind keine sichere Bindung entwickeln konnte oder sich nicht wirklich angenommen und geliebt fühlte. In vielen Fällen litt die Mutter an einer Depression.
Bei der Bearbeitung einer Selbstwertproblematik ist im Allgemeinen eine längere Psychotherapie erforderlich und im therapeutischen Prozess sind spezifische Behandlungsfaktoren und Besonderheiten in der Beziehungsgestaltung zu beachten. Entscheidend für den Behandlungserfolg sind 1) eine stimmige therapeutische Beziehung und 2) das Dranbleiben an der Therapie bei den fast immer auftretenden Therapiekrisen.